Freitag, 25. Juli 2014

Ein Rumms auf der Autobahn



Ein Rumms auf der Autobahn

Wir haben unseren Holzvergaser schon zuvor liebevoll "Schrotthaufen" genannt. Jetzt trifft diese Beschreibung allerdings stärker zu als jemals zuvor.

Wir hatten unsere Probleme mit dem Harz. Auf unserem Rückweg fuhren wir eine andere Strecke als auf dem Hinweg und streifen dabei einige Gebirge. Mal davon abgesehen, dass wir mit Holzgas die Berge mehr hochkriechen als fahren und wir deshalb lieber mit Benzin fahren, hatten wir im Harz auch noch Gewitter. Erfahrungsgemäß ist es keine gute Idee, bei Regen mit unserem Vergaser zu fahren und wir haben es nicht darauf ankommen lassen. Als wir endlich aus den Bergen raus waren und es wieder trocken war, beschlossen wir, mit Holzgas weiter zu fahren, um die verlorene Zeit wieder wett zu machen.

Zuvor haben wir von einem Sägewerk perfekte Schnitzel bekommen. Wir hatten, wie so oft, verdammtes Glück und hielten bei einem Sägewerk, das selbst einen Holzvergaser hat. Wir glaubten es selbst fast nicht, aber die guten Leute hatten einen riesigen Haufen perfekten Holzes, an dem wir uns bedienen durften.

Nachdem wir mit Holz bepackt waren, zeigte man uns die Anlage. Der Holzvergaser ist speziell angefertigt und zwei Stockwerke hoch.



Er funktioniert genau wie unsrer und ist genauso aufgebaut. Allerdings betreibt er einen Generator, und es gibt ein paar weitere Extras: Die Asche wird über eine Schnecke automatisch abgeführt. Befüllt wird das gute Stück vom Dachboden aus. Dazu gibt es ein Förderband, das über der oberen Luke endet. Die Holzschnitzel müssen nur noch auf das Förderband geschaufelt werden.





Die Anlage ist in sieben Jahren abgeschrieben, und ich denke sie läuft ewig, so professionell wie sie aussieht.



Es geschah am 22. Juli 2014, etwa um 6:00 Uhr morgens auf einer Autobahn bei Braunschweig. Wir hatten uns mit dem Fahren abgewechselt, und Daniel erholte sich gerade auf der Rückbank. Flo saß am Steuer und ich döste auf dem Beifahrersitz, als es einen Knall gab und wir alle in die Sitze gedrückt wurden. Wir begriffen es alle sofort: Uns war jemand hinten drauf gefahren. Wir drehten uns um und sahen unseren Holzvergaser, der nicht mehr waagerecht stand sondern wild hinter und her pendelte. Es war ein beindruckendes Bild, das wir so schnell nicht vergessen werden. Unsere riesige Apparatur pendelte wild von rechts nach links und schaukelte sich auf, dann kippte sie nach rechts weg. Ich weiß nicht wie er es geschafft hat, aber Flo behielt die Kontrolle über den Wagen und fuhr, den Holzvergaser hinter uns her schleifend, rechts ran. Die Säcke auf dem Hänger gingen auf und ergossen unser Holz über die Autobahn. Vollgepumpt mit Adrenalin zogen wir unsere Wahnwesten an und stiegen aus.



Unser Holzvergaser lag auf der Seite. Er war noch heiß und aus dem verrutschten Deckel qualmte es etwas. Gut zwanzig Meter hinter uns stand der Unfallverursacher. Es war ein großer Kastenwagen von Mercedes. Daniel lief los um das Warndreieck auf zustellen, und Flo und ich kümmerten uns um den Notruf.



Wir standen zwar auf dem Standstreifen, aber die rechte Fahrbahn war voll mit Kleinteilen von unserem Hänger. Unser Kofferraum war komplett eingedrückt, und die Deichsel des Anhängers hatte den Kofferraum und seinen Inhalt durchlöchert. Die Anhängerkupplung war so verbogen, dass der Hänger sich gelöst hatte und aufs Auto aufgelaufen war.



Erst später realisierten wir, dass wir unglaubliches Glück gehabt hatten. Das Einzige was verhindert hatte, dass sich unser Holzvergaser komplett vom Auto löst und noch mehr Schaden anrichtet, waren die Flex-Schläuche, die ihn mit dem Auto verbanden. Sie bilden die flexible Verbindung zwischen Auto und Anhänger, durch die unser Gas strömt.

Als die Polizei eintraf, wurde als erstes die Schuldfrage geklärt und natürlich fällt auf uns auch keine Teilschuld zurück. Bei unserem Unfall war der Verursacher klar. Alles andere ist eigentlich kaum erwähnenswert. Der ADAC schaffte unseren Vergaser von der Autobahn und wir fuhren mit unserem durchlöcherten Skoda hinterher.



An diesem Punkt stellen sich natürlich alle die Frage, wie es jetzt mit unserem Baby weiter geht. Wir auch. Heute, drei Tage nach dem Unfall, haben wir noch immer keine Antwort auf diese Frage. Unser lädierter Holzvergaser steht in Braunschweig bei dem Abschleppdienst auf dem Hof, und wir warten auf die Einschätzung eines Gutachters bezüglich des entstandenen Schadens. Was wir danach machen, ob wir den Holzvergaser wieder aufbauen können und was genau kaputt gegangen ist, dazu können wir momentan noch nichts sagen. Sobald wir Genaueres wissen, gibt es einen neuen Blog-Eintrag. Versprochen.

Montag, 21. Juli 2014

Skoda auf dem Jahrmarkt



Skoda auf dem Jahrmarkt

Es ist der 13. Tag und wir sind bei 2097 km. Mittlerweile wurden wir wieder zweimal von der Polizei angehalten, haben auf einem tschechischen Jahrmarkt für Aufsehen gesorgt und wieder am Auto geschraubt.

In Bavorov beschloss Daniel spontan, einen tschechischen Anhalter aufzusammeln. Es war ein lustiger Geselle, der uns unterhielt und ständig Witze riss. Flo und Daniel saßen vorne und der Anhalter, ein Holzsack und ich teilten uns die Rückbank. Es war schwierig ihm zu erklären, wie unser Auto funktionierte und warum wir bei jeder Steigung langsamer wurden. Anfangs versuchte er uns davon zu überzeugen, dass unser Auto kaputt sei. Er schien aber froh zu sein, dass überhaupt jemand mitgenommen hatte, zumal alle 5 Minuten sein Handy klingelte, weil seine Frau anrief.

Als uns dann ein Polizeiwagen entgegenkam, wurde er plötzlich still. Wie immer staunten die Beamten nicht schlecht, fuhren aber an uns vorbei ohne etwas zu unternehmen. Wir grinsten uns an und unser Anhalter fing prompt wieder an, seine Späße zu machen. Ziel seines Spotts waren natürlich die Beamten. Die Stimmung kippte wieder, als die Polizei plötzlich hinter uns war und uns anhielt. Die Beamtin, die zu uns ans Fenster trat, konnte mit unseren deutschen Papieren jedoch nichts anfangen. Offenbar ist es der tschechischen Polizei nicht möglich gewesen uns zu überprüfen. Ihr Kollege winkte nur ab und sagte etwas zu ihr. Das Argument schien zu sein: "wenn das in Deutschland legal ist, dann ist es das hier auch". Die Frau gab uns unsere Papiere zurück und wollte uns gerade entlassen, da fiel ihrem Kollegen noch etwas ein. In gebrochenem Deutsch fragte er nach Sicherheitsgurten, worauf wir ihm mit Händen und Füßen erklärten, dass die Autos von damals keine hatten. Er nickte alles ab und wir durften weiterfahren. Die ganze Kontrolle hatte nicht mehr als 2 Minuten gedauert.

Unser Anhalter konnte sich kaum noch beherrschen und das Wort "Sicherheitsgurt" wurde zum neuen Runninggag. Weil sich unser Gast ja so prächtig amüsierte, beschlossen wir ihn unsererseits etwas auf die Schippe zu nehmen. Der Vergaser bedurfte wieder seiner Pflege und wir hatten kein gehacktes Holz mehr. Wir fuhren also rechts ran und nahmen den Holzsack vom Rücksitz. Ich kramte zwei Äxte aus dem Kofferraum und drückte ihm eine in die Hand. Etwas verdutzt fing er an mit mir Holz zu hacken. Als Flo den Holzvergaser vollfüllte und wir weiterfahren konnten, war er erleichtert. Er hatte geglaubt, dass wir den ganzen Sack leer hacken müssten.



Wir kampierten an diesem Abend an einem Waldweg. Morgens wurden wir wie üblich von der Sonne geweckt, die unser Zelt in eine Sauna verwandelt. Mittlerweile haben wir uns ja ein ständiges Publikum gewöhnt, aber so früh am Morgen hatten wir mit niemandem gerechnet. Ich verließ als erster das Zelt und wollte gerade das Frühstück vorbereiten, als ein paar tschechische Radfahrer an uns vorbei fuhren und prompt anhielten. Es gab die üblichen Fragen aber auch eine Überraschung. Einer aus der Gruppe sagte mir, dass er Maler sei, und dass er unsere Maschine malen wollte.

Als die Jungs aufgestanden waren hatten wir wieder unseren Spaß und amüsierten uns darüber, dass unser Schrotthaufen jetzt schon Künstler inspiriert. Ich habe die Webadresse des Ateliers und werde das Foto verlinken, wenn es wirklich ein Kunstwerk ist.

Unser Skoda hat jetzt eine neue Benzinpumpe. Schon seitdem wir losgefahren sind, macht unsere Pumpe Probleme. Die Handbetätigung pumpt nicht zuverlässig und fördert immer wieder Luft. Die Handbetätigung ist aber sehr wichtig für uns, weil wir zum Starten mit Holzgas eine volle Schwimmerkammer brauchen. Wie wir zu unserer neuen Pumpe kamen, ist wieder eine ganz eigene Geschichte.

Gestern erlebten wir zum ersten Mal einen Stau auf einer tschechischen Landstraße schon als wir an das Stauende heranfuhren, sahen wir den Feldweg, der rechts einen Hang hinauf führte. Oberhalb gab es eine Straße, die parallel zu unserer verlief. Es war unwahrscheinlich, dass der Stau so umgangen werden konnte aber wir hatten einen Plan B. Wenn wir dort oben nicht weiter gekommen wären, hätten wir dort die Zeit mit Holzhacken überbrückt. Zielstrebig überholten wir ein paar wartende Autos und schlugen uns rechts den Berg hinauf. Zu unserer Belustigung folgten uns gleich vier Fahrzeuge.

Es geschah was geschehen musste: Auf der letzten fünf Metern vor der Straße wurde der Weg extrem steil. Mit Holzgas schafften wir der Anstieg nicht, obwohl Flo und ich nach Kräften schoben.



Es war nicht weiter schlimm, denn im Grunde mussten wir nur auf Benzin umschalten, aber unsere Benzinpumpe spielte nicht mit. Ein Ehepaar aus einem der folgenden Autos stieg aus und half uns schieben. 2 Minuten später wurden wir von einem Einheimischen den Berg hochgezogen. Er schleppte uns in ein kleines Bergdorf auf einen großen Platz, wo wir wenden konnten. Wenn wir ein Problem mit dem Motor hätten, könnten wir in der Werkstatt gegenüber nachfragen. Dort kenne man sich mit Veteranen aus.



Natürlich nutzen wir die Gelegenheit und die vermeintlich kleine Werkstatt entpuppte sich als ein wahrer Diamant. Die zwei Brüder, die dort arbeiteten, restaurierten vor allem Skodas. Sie hatten bestimmt zehn von unseren Motoren auf Lager und unter anderem auch einen komplett restaurierten Octavia. Die Autos sahen allesamt perfekt aus. Dort eine passende Pumpe zu bekommen war kein Problem, und unser undichter Kühlerdeckel wurde auch gleich ausgetauscht. Das Beste allerdings waren die Berge von Hackschnitzel in der Scheune. Das Holz ist in der Größe zwar nicht perfekt und unser Vergaser fährt damit nicht lange, aber wir sparen uns das kleinhacken. In der Scheune durften wir uns bedienen und unseren Holzdurst stillen.



An diesem Tag war es mit den Überraschungen aber noch nicht zu Ende. Kurz vor der deutschen Grenze endete unsere Fahrt plötzlich vor einem Gatter. Mitten im Dorf war die Straße gesperrt. Wir hatten bereits Erfahrung mit gesperrten Straßen in Tschechien und hatten uns immer erfolgreich über sie hinweg gesetzt. Meistens waren die Straßen trotz Sperrung befahrbar. Hier gab es zwar keine Einheimischen, die sich ebenfalls über die Verbote hinwegsetzen, aber mittlerweile waren wir mutig genug es auf eigene Faust zu probieren. Zusätzlich motivierte uns das Fehlen eines "Befahren strafbar"-Schildes, das es sonst immer gibt. Wir schoben also das Gatter beiseite.

Hinter der nächsten Ecke begriffen wird dann aber, dass es keine Bauarbeiten gab. Vor uns lag ein Jahrmarkt. Wir beschlossen es darauf ankommen zu lassen und fuhren weiter. Tatsächlich wurden Ballonsständer und Auslagen bereitwillig für uns beiseite geräumt. Alle Blicke ruhten auf uns und ein voll besetztes Bierzelt sah uns dabei zu, wie wir uns unseren Weg bahnten. Es ging alles glatt. Ob man uns für eine Attraktion hielt und uns deshalb Platz schaffte weiß ich nicht, aber mit einem normalen Auto hätte es bestimmt nicht so reibungslos funktioniert.





Ups

Samstag, 19. Juli 2014

Es geht zurück



Es geht zurück

Heute ist der 10. Tag unserer Reise und es gibt leider eine schlechte Neuigkeit. Die meisten Stammleser und Freunde von uns wissen es schon: die Tour nach Istanbul findet nicht statt.

Gestern haben wir kehrt gemacht und fahren jetzt zurück nach Hamburg. Es bleibt uns leider keine Zeit mehr, denn das Studium ruft. Das war uns schon in der Bauphase unseres Projektes klar, dass die 3.000 km mit dem Holzvergaser nicht in drei Wochen zu bewältigen sind, aber wir wollten unbedingt fahren, und ich hatte diesem Block schon seinen Namen gegeben.

Trotzdem haben wir wieder einiges erlebt und es gibt viel zu berichten.

Wir haben beschlossen, mit der Holzgröße zu experimentieren. In diesem Moment fahren wir mit Stücken, die ungefähr die Größe einer Kinderfaust haben.



Heute Nacht haben wir in einem tschechischen Wald kampiert und probieren es deshalb auch mit Fallholz. Es ist kein Problem, trockene Buche zu finden, sie mit der Kettensäge zu zerkleinern und in dieser Größe zu vergasen. In Zukunft wird das Holzhacken viel leichter von der Hand gehen, weil wir jetzt wissen, dass die Stücke nicht ganz so klein sein müssen.



Im letzten Blog-Beitrag habe ich über die Polizei geschrieben und anscheinend das Schicksal herausgefordert. In Österreich wurden wir zu unserem Vergnügen das erste Mal angehalten. Der Grund war nach Aussage der Polizisten unsere "Ladungssicherung". Als wir ihnen erklärten, worum es sich bei unserem Schrotthaufen auf unserem Hänger handelte, waren sie sofort begeistert. Unsere Papiere waren in Ordnung, und als die beiden verstanden hatten, dass unser Holzvergaser am Anhänger verschraubt ist, war alles geklärt. Die beiden wollten unbedingt Fotos von unserem Gespann machen und wir nutzten die Gelegenheit, auch Bilder von ihnen zu machen. Begeistert waren sie nicht, aber jetzt konnten sie schlecht etwas dagegen einwenden. Unglaublich, dass wir erst nach 1.200 km angehalten wurden.



Wir bekommen unser Holz an den unmöglichsten Orten. Gestern abend fuhren wir gegen 18:00 Uhr vor ein Einkaufszentrum und wurden sofort von drei Zimmermännern angesprochen, die dort einen Deichmann bauten. Sie sägten uns aus Resten passendes Holz.

Im Gegenzug halfen wir mit dem Aufräumen. Schließlich war ja schon Feierabend. Es ist toll, mit unserem Holzvergaser zu fahren, wir lernen jeden Tag nette Menschen kennen und können viele begeistern. Wir fahren nur mal kurz einkaufen, bekommen Holz und helfen einen Deichmann zu bauen.




Ein Höhepunkt unserer verkürzten Tour war der Besuch des Neusiedler Sees in Österreich. Der Campingplatz dort ist super und die Region ist ein Paradies zum Surfen und Kiten. Natürlich mussten wir auch dort wieder auffallen. Und das nicht nur mit unserem Holzvergaser, der ohnehin alle Blicke auf sich zieht.

Es fing schon an der Rezeption an, als Flo ausstieg und uns anmeldete. Daniel und ich blieben beim Auto und kümmerten uns darum, dass der Motor nicht ausgeht. Nach etwa 10 Minuten ließ die Dame an der Rezeption Flo entnervt stehen und kam zu uns heraus. Sie schnautzte Daniel an und fragte, ob es denn nötig sei, dass er mit laufendem Motor vor der Schranke steht und den Wagen immer wieder aufheulen lässt. Die gute Frau konnte ja nicht wissen, dass wir auf Holzgas liefen. Daniel erklärte ihr also, dass er Gas geben musste, damit die Glut besser durchzieht, während ich am Anhänger rüttelte, damit das Holz nachrutschen konnte. Ohne dieses Wissen muss die Szenerie ziemlich komisch gewirkt haben.

Auf dem Campingplatz sollten wir dann zum ersten Mal unseren Feuerlöscher benutzen. Allerdings nicht für unseren Holzvergaser, sondern für unseren Campingkocher. Mit einem Druckbehälter, der mit Benzin gefüllt ist, ist nicht zu spaßen. Als Daniel die Flamme mit seinem Pulli nicht ersticken konnte, waren wir zum zweiten Mal froh, dass wir einen Feuerlöscher haben. Sämtliche Nachbarn auf dem Campingplatz übrigens auch.

Mittlerweile haben wir 1.717 km zurückgelegt und unser Holzvergaser funktioniert immer noch bestens. Morgen werden wir nordöstlich von Regensburg wieder zurück nach Deutschland fahren.

Freitag, 18. Juli 2014

Schon 1150 km mit Gas



Schon 1150 km mit Gas

Es ist der 7. Tag (16.07.2014) und wir haben 1150 km zurückgelegt. Momentan sind wir in Österreich, über Wien und wollen durch Bratislava in die Slowakei.

Es ist unglaublich heiß und unser Kühler hat anscheinend eine undichte Stelle. Eben ging der Motor aus und der halbe Motorraum war feucht. Das Loch scheint direkt unter dem Luftfilter zu sein und der Motor hat wahrscheinlich Wasserdampf gezogen.



Gestern fiel mir auf, dass ich hier sehr wenig über das Fahren mit Holzgas geschrieben habe. Das liegt daran, dass eigentlich immer Daniel fährt. Er hat seinen Spaß daran, und wir fahren nie so lange, dass eine Ablösung nötig wäre.

Gestern wollten wir es dann aber doch einmal probieren. In der Theorie ist es nicht besonders schwer. Es gibt eigentlich nur ein paar Dinge, die unseren Skoda von einem herkömmlichen unterscheidet: Wir haben zwei zusätzliche Bautenzüge unter dem Lenkrad. Mit dem einen stellt man den Zündzeitpunkt ein und mit dem anderen die Luft- bzw. Gaszufuhr. Der zweite Hebel ist der entscheidende, denn das Gemisch muss während der Fahrt ständig korrigiert werden und ist sehr drehzahlabhängig. Für die Einstellung der Hebel gibt es keine Faustregel. Sie ist je nach Gasqualität immer unterschiedlich und Gefühlssache. Man muss den Motor hören können, um die beste Einstellung auszuloten.

Besonders schwierig ist das schnelle Anhalten oder das Fahren in den Bergen. Wenn man schnell anhält, muss man alles gleichzeitig machen. Vollgas geben, Kupplung drücken, bremsen, lenken und das Gemisch anpassen. Diese Erfahrung sollten wir bei unserer ersten Fahrt machen, und mit nur zwei Füßen ist das Ganze eine Herausforderung.



Wenn der Motor ausgeht, bleibt er auch meistens aus. Unser Anlasser rastet nur bei jedem vierten Versuch ein und dann muss das Gasgemisch auch zündfähig sein. Dazu kommt, dass der Motor nur startet, wenn er eine Temperatur von ca. 60º hat. Im Klartext bedeutet das für uns: wenn der Motor ausgeht haben wir zehn Sekunden, um ihn wieder zu starten. Danach muss der Motor abkühlen, und wir müssen die verlorene Zeit mit sinnvollen Tätigkeiten überbrücken.

Bis gestern wurden wir auf unserer Reise nicht ein einziges Mal von der Polizei angehalten. Aber dann kamen wir mit den Gesetzeshütern in Kontakt. Kurz nachdem wir auf dem Campingplatz ankamen, stoppte ein Polizeiwagen neben uns. Unser Holzvergaser wurde begutachtet. Die Beamten stiegen aber nicht aus und fuhren nach kurzer Zeit einfach weiter. Ob das nur eine Routineprüfung war oder ob sie gerufen wurden, lässt sich schwer sagen. Den Weg von der Rezeption zu unserem Stellplatz hatten Flo und ich allerdings auf dem Hänger bzw. auf dem Autodach zurückgelegt. Es ist einfach leichter sich am Wagen festzuhalten, als sich jedes Mal zwischen die Holzsäcke auf den Rücksitz zu quetschen. Das könnte die Polizei auch angelockt haben.

Ein bisschen enttäuscht von den Beamten, beschlossen Daniel und Flo gestern Abend, der Tschechischen Polizei noch ein wenig mehr auf den Zahn zu fühlen. Daniel fuhr rechts auf eine Bushaltestelle und hielt die hinter uns fahrende Polizei an, um nach dem Weg zu fragen. Die Beamten stiegen aus und erklärten Flo auf der Landkarte wie wir fahren mussten.

Es war skurril, denn die Männer trugen schusssichere Westen, aber Jogginghosen. Unser Gespann wurde wieder misstrauisch beäugt und die Beamten stellten sich sicherlich auch die eine Frage: "Brennen die da Schnaps auf dem Hänger?" Sie sagten aber nichts und ließen uns weiter fahren.

Heute morgen gab es wieder eine kleine Panne. Unser Benzinhahn hat den Geist aufgegeben und hielt nicht mehr Dicht. Genaugenommen tat er das Gegenteil von dem was er tun sollte und spritzte den Kraftstoff im ganzen Motorraum herum. Ein Glück, dass es nicht während der Fahrt passierte, denn dies ist ohnehin eine Schwachstelle des Skoda 440: Der Vergaser sitzt genau über dem Krümmer, und wenn sich der Benzinschlauch löst, steht schnell der ganze Motor in Flammen.
Ein Grund mehr mit Gas zu fahren.